Ich war in Dresden!

Ich war in Dresden um an der Orgel der Frauenkirche zu spielen.


Bewundernswert, wie die im Februar 1945 zerbombte Stadt wieder aufgebaut wurde, die Frauenkirche erst ab den 90er Jahren. Und ein Erlebnis in dieser Kirche die 4-manualige Kern-Orgel spielen zu dürfen! Unglaublich viel Geld ist in diesen Wiederaufbau geflossen. Ich sah aber auch die Graffitis außerhalb des Zentrums. In manchen Stadtteilen betrug die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt 2015 bis zu 18 %.

Der französische Ökonom Thomas Piketty warnt in seinem Werk Das Kapital im 21. Jahrhundert vor dem Auseinandertriften von Besitz und Einkommen.

„Wenn die Kapitalrendite dauerhaft höher ist als die Wachstumsrate von Produktion und Einkommen, was bis zum 19. Jahrhundert der Fall war und im 21. Jahrhundert wieder zur Regel zu werden droht, erzeugt der Kapitalismus automatisch inakzeptable und willkürliche Ungleichheiten. …. Die möglichen Konsequenzen für die langfristige Dynamik der Verteilung von Reichtum sind furchterregend.“ Es gefährdet die Demokratie und das menschliche Zusammenleben.

Ich gestehe, ich war in Dresden um an der Orgel der Frauenkirche zu spielen. Ich genoss den Reichtum dieser Stadt. Aber ich war auch im kleinen Museum des Erich Kästner. Dort ist mir eine Rede aus dem Jahr 1953 in die Hände gefallen, die mich seither nicht mehr loslässt.
„Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten.
Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. …. Als Ovid sein Principiis obsta! niederschrieb, als er ausrief: Bekämpfe den Beginn! , dachte er an freundlichere Gegenstände. Und als er fortfuhr: Sero medicina paratur! , also etwa Später helfen keine Salben! dachte er nicht an Politik. Trotzdem gilt seine Mahnung in jedem und auch in unserem Falle. Trotzdem gilt sie auch hier und heute.
Trotzdem gilt sie immer und überall.“